Hintergrundinformationen zum Rückbau von baugleichen Turbinen in Deutschland

Wie viele Anlagen sind in Deutschland betroffen?
Stand 16. März 2023: Zehn Anlagen sind betroffen und werden zurückgebaut.

Warum werden die Turbinen zurückgebaut?
Die Ursachen-Analyse der Havarie einer baugleichen Turbine in Haltern am See hat ergeben, dass Schwachstellen des Spannbetonteils des Beton-Stahl-Hybridturms die Havarie ausgelöst haben. Die Schwachstellen sind auf Mängel sowohl bei der Auslegung des Turmes durch den Lieferanten als auch bei der Fertigung und der Montage der Betonturmteile zurückzuführen. Sicherheit hat für alle Beteiligten höchste Priorität, deshalb ist gemeinsam mit den jeweiligen Betreibern entschieden worden, bei den Turbinen mit baugleichen Türmen einen Austausch der Türme vorzunehmen und diese Turbinen auf Beton-Stahl-Hybridtürmen eines anderen Zulieferers neu zu errichten.

Welches Sanierungskonzept wird umgesetzt?
Ein sicherer und schneller Rückbau der Anlagen hat für alle Beteiligten höchste Priorität, damit die betroffenen Turbinen so schnell wie möglich wieder errichtet werden können. Deshalb wurde sich bei der Mehrheit der Turbinen für ein Sanierungskonzept entschieden, dass den Austausch der Betontürme vorsieht, um die Turbinen schnellstmöglich wieder in Betrieb nehmen zu können. Anschließend ist geplant, die Fundamente neu zu errichten und wo möglich entscheidende Komponenten der abgebauten Turbinen wie Rotorblätter, Nabe und Maschinenhaus auf den neuen Türmen wieder zu installieren.

Bei einigen Turbinen wurde aufgrund des Schadensbildes entschieden, von der vorherigen Demontage der Komponenten und die gesamte Anlage in Form einer gesteuerten Sprengung zurückzubauen. Dabei nutzen die Experten ein sogenanntes Fallbett. Dafür wird eine Grube ausgehoben, in der der Schutt sicher aufgefangen und anschließend restlos geborgen wird. Zudem kommen spezielle Schutzfolien zum Einsatz, die eine vollständige Entsorgung aller Betriebsstoffe ermöglichen. Sobald die fachgerechte Entsorgung von Schutt- und Betriebsstoffen abgeschlossen ist, können die Turbinen neu errichtet werden. Der gesamte Rückbauprozess wird von Experten in enger Abstimmung mit allen zuständigen Behörden und unter Berücksichtigung aller Vorgaben umgesetzt, damit sichergestellt wird, dass der ursprüngliche Zustand vollständig wieder hergestellt wird.

Wann ist der Rückbau geplant?
Der Zeitplan für den Rück- und anschließenden Neubau wird zwischen Hersteller, Betreibern und zuständigen Behörden abgestimmt. Die erforderlichen Demontagearbeiten sind ebenso wie die Errichtungstätigkeiten wesentlich von Witterungsverhältnissen abhängig. Es ist geplant, alle Rückbaumaßnahmen bis zum Sommer 2023 abzuschließen, damit alle Turbinen noch im Laufe des Jahres neu errichtet werden können.

Wie hoch sind die Kosten und wer trägt die Kosten für den Rückbau und den Ausfall?
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die finanziellen Details nur die jeweiligen Parteien betreffen und wir hierzu keine Aussagen in der Öffentlichkeit tätigen. Die Analyse der Unfallursache ist jetzt auch formal abgeschlossen und das Ergebnis wurde durch externe Gutachter bestätigt. Versicherungs- und haftungsrechtliche Themen sind weiter in Klärung. Davon unabhängig hat Nordex die finanziellen Risiken der Havarie bereits durch Rückstellungen in den Jahren 2021 und 2022 abgesichert.

Warum stehen die baugleichen Turbinen mit identischer Turmkonfiguration nur in Deutschland?
Betonhybridtürme haben sich in Deutschland in besonderem Maße durchgesetzt, da sie hohe Nabenhöhen und somit Turmhöhen ermöglichen. Der Hersteller des betroffenen Hybridturmtyps, der die Türme an die Nordex Group geliefert und errichtet hat, sitzt in Deutschland. Aus logistischen Gründen sind Türme dieses Typs daher nur in Deutschland verbaut worden.

Ist Nordex der Hersteller des Turms der eingestürzten Windkraftanlage in Haltern?
Die Nordex Group ist nicht der Hersteller dieses Turms. Die Nordex Group bezieht ihre Türme von Zulieferern. Das gilt sowohl für Stahlrohrtürme als auch für Hybridtürme. Außerhalb Deutschlands fertigt die Nordex Group in Eigenregie Betontürme. Diese kamen aber bisher in Deutschland nicht zum Einsatz.

Werden die Anlagen wieder auf den gleichen Hybridtürmen errichtet?
Die Anlagen werden wieder auf Beton-Stahl-Hybridtürmen errichtet. Diese werden von einem anderen Zulieferer bezogen, mit dem die Nordex Group in Deutschland bereits bei früheren Anlagen-Generationen über Jahre erfolgreich zusammengearbeitet hat.

Was war der Grund für die Havarie der Turbine in Halten am See?
Die Ursachen-Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass Schwachstellen des Spannbetonteils des Beton-Stahl-Hybridturms die Havarie ausgelöst haben. Bestätigt wird dieses Ergebnis durch Gutachten und Stellungnahmen unabhängiger Sachverständiger, unter anderem des DNV. Der Hybridturm war von einem ehemaligen Zulieferer hergestellt, geliefert und errichtet worden. In Simulationen an Computermodellen des Betonturmteils der Windturbine in Haltern konnten die Havarie nachgestellt und die Annahmen zu ihrer Ursache wiederholt bestätigt werden.