Neue Windturbine im Windpark Haltern AV9 errichtet

Nach der Havarie einer von der Nordex Group errichteten Windturbine des Typs N149/4.X auf einem Hybridturm mit 164m Nabenhöhe im Windpark Haltern AV9 am 29. September 2021 ist die Errichtung einer neuen Windturbine am selben Standort am 4. August 2022 erfolgreich abgeschlossen worden. Nach der Inbetriebnahme wird die neue Anlage grünen Strom für den durchschnittlichen Bedarf von rund 4.200 Haushalten erzeugen.

Auch liegen inzwischen die Ergebnisse der Ermittlung zur Ursache der Havarie vor. Danach haben Schwachstellen des Spannbetonteils des Beton-Stahl-Hybridturms die Havarie ausgelöst. Bestätigt wird dieses Ergebnis durch Gutachten und Stellungnahmen unabhängiger Sachverständiger, unter anderem des DNV. Der Hybridturm war von einem ehemaligen Zulieferer hergestellt, geliefert und errichtet worden.

Die mehrmonatigen Untersuchungen der internen Experten und externen unabhängigen Sachverständigen konzentrierten sich zuletzt auf den Spannbetonturmteil des Hybrid-Turms. In Simulationen an Computermodellen des Betonturmteils der Windturbine in Haltern konnten die Havarie nachgestellt und die Annahmen zu ihrer Ursache wiederholt bestätigt werden.

Dagegen enthielten die im Herbst 2021 ausgelesenen Daten der Bottom Box der havarierten Windturbine keine Hinweise auf eine Fehlfunktion der Anlagensteuerung oder der weiteren Anlagenkomponenten zum Zeitpunkt der Havarie. Auch die Analyse der Daten der Rotorblätter und des Stahlturmteils des Hybridturmes zeigten keine Auffälligkeiten.

Ausschließlich in Deutschland sind 18 weitere mit dem havarierten Windturbinentyp baugleiche Anlagen installiert. Diese wurden unmittelbar nach dem Vorfall in Haltern aus Sicherheitsgründen vorsorglich gestoppt. Parallel zu der Ermittlung der Ursache der Havarie wurden an diesen Windturbinen Sicherheits- und Schadensanalysen durchgeführt. In Absprache mit den betroffenen Kunden hat die Nordex Group bereits mit der Umsetzung von Sanierungskonzepten und dem Austausch der Betontürme der betroffenen Windturbinen begonnen, damit die Windturbinen bis Mitte 2023 wieder in Betrieb genommen werden können.

Jessika Meier und Dr. Bernhard Klocke, Geschäftsführer der Windpark Haltern AV9 GmbH, äußerten sich anlässlich der Errichtung der neuen Windturbine: „Nach dem Einsturz der Anlage waren wir natürlich zuerst einmal beruhigt, dass kein Mensch zu Schaden gekommen war. Danach hat sich unser Blick sehr schnell auf die Frage nach der Einsturzursache gerichtet. Für uns war es zu dem Zeitpunkt sehr wichtig zu sehen, dass Nordex schnell gehandelt und alle Anlagen gleichen Bautyps abgeschaltet hat – und damit natürlich auch unsere zweite Anlage. Außerdem kam von Nordex sehr schnell die Zusage, eine neue, identische Anlage mit einem anderen Turm innerhalb eines Jahres wieder zu errichten. Das ist gelungen, deshalb sind wir bei allem Ärger und den Problemen, die solch eine Havarie mit sich bringt, sehr zufrieden mit der Partnerschaft mit Nordex.”

Hintergrund
Am 29. September 2021 ereignete sich im Windpark Haltern am See, am Nordrand des Ruhrgebiets, eine Windturbinenhavarie. Gegen 18:00 Uhr fiel eine Anlage des Typs N149/4.X nahezu vollständig in sich zusammen; das Maschinenhaus der Windturbine und die Rotorblätter stürzten zu Boden. Bei dem Vorfall wurde niemand verletzt. Polizei und Feuerwehr wurden informiert und sicherten die Unfallstelle.

Fragen & Antworten

Warum stehen die 18 baugleichen Turbinen mit identischer Turmkonfiguration nur in Deutschland?
Betonhybridtürme haben sich in Deutschland in besonderem Maße durchgesetzt, da sie hohe Nabenhöhen und somit Turmhöhen ermöglichen. Der Hersteller des betroffenen Hybridturmtyps, der die Türme an die Nordex Group geliefert und errichtet hat, sitzt in Deutschland. Aus logistischen Gründen sind Türme dieses Typs daher nur in Deutschland verbaut worden.

Was hat den Schaden verursacht?
Die Ursachen-Analyse hat ergeben, dass Schwachstellen des Spannbetonteils des Beton-Stahl-Hybridturms die Havarie ausgelöst haben. Die Schwachstellen sind auf Mängel sowohl bei der Auslegung des Turmes durch den Lieferanten als auch bei der Fertigung und der Montage der Betonturmteile zurückzuführen.

Ist Nordex der Hersteller des Turms der eingestürzten Windkraftanlage in Haltern?
Die Nordex Group ist nicht der Hersteller dieses Turms. Die Nordex Group bezieht ihre Türme von Zulieferern. Das gilt sowohl für Stahlrohrtürme als auch für Hybridtürme. Außerhalb Deutschlands fertigt die Nordex Group in Eigenregie Betontürme. Diese kamen aber bisher in Deutschland nicht zum Einsatz.

Werden die Anlagen wieder auf den gleichen Hybridtürmen errichtet?
Die Anlagen werden wieder auf Beton-Stahl-Hybridtürmen errichtet. Diese werden von einem anderen Zulieferer bezogen, mit dem die Nordex Group in Deutschland bereits bei früheren Anlagen-Generationen über Jahre erfolgreich zusammengearbeitet hat.

Wer trägt die Kosten für den Rückbau und den Ausfall?
Die Analyse der Unfallursache ist jetzt auch formal abgeschlossen und das Ergebnis wurde durch externe Gutachter bestätigt. Versicherungs- und haftungsrechtliche Themen sind weiter in Klärung. Davon unabhängig hat Nordex die finanziellen Risiken der Havarie bereits durch Rückstellungen in den Jahren 2021 und 2022 abgesichert.

Ist es das erste Mal in der Unternehmensgeschichte, dass ein Windrad eingestürzt ist?
In der über 35jährigen Unternehmensgeschichte gab es bereits Havarien, allerdings sind Havarien von Anlagen äußerst selten. Bei einer weltweiten Errichtungskapazität von über 41 Gigawatt liegt die Zahl der Havarien von Anlagen, die die Nordex Group geliefert hat, im Promillebereich. Der Anlagentyp N149/4.X ist ein sehr robuster Turbinentyp. Bereits 1.222 Turbinen dieses Typs, das entspricht einer Leistung von 5,7 GW, sind weltweit bereits errichtet worden beziehungsweise befinden sich in der Errichtung. Dies war die erste Havarie einer Turbine dieser Konfiguration.