Teil 1 von Großprojekt Wieringermeer ist am Netz

Die Nordex Group hat den ersten Teil des niederländischen 300-MW-Projekts Wieringermeer für ihren Kunden Vattenfall erfolgreich abgeschlossen: Die letzte der 50 N117/3600-Turbinen ging im August ans Netz. Der Standort des Projekts – ganz zu schweigen von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie – stellte besondere Herausforderungen dar. Der Bau der nächsten Bauphase mit weiteren 32 117/3600-Turbinen ist im vollen Gang.

Technische, topografische und ökologische Herausforderungen gemeistert

Am Standort 60 Kilometer nördlich von Amsterdam herrschen hervorragende Windbedingungen, allerdings ist Wieringermeer ein Polder, ein eingedeichtes Gebiet mit zurückgewonnenem Land, das sieben Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Die 300 km2 große Fläche ist von Kanälen durchzogen und umfasst auch einen geschützten Wald – eine besondere Herausforderung für Logistik und Errichtung. Da nicht viel geeignete Lagerfläche vorhanden war, hat die Nordex Group Türme, Maschinenhäuser, Triebstränge und Naben just in time geliefert. Bei sieben unterschiedlich konfigurierten Turbinen, beispielsweise mit Metallpartikelzähler oder Flugbefeuerung, kam es dabei zusätzlich darauf an, die richtige Technik an die genau dafür vorgesehene Stelle zu liefern.

Aufgrund der geringen Tragfähigkeit des Bodens mussten die Fundamente mit einer Pfahlgründung versehen und zudem um 1,5 Meter erhöht werden, um Überflutungen vorzubeugen. Zudem limitierten Tierschutzmaßnahmen den Zugang zu einigen Turbinen sowie die Anzahl erlaubten der Kräne auf der Baustelle.

Maßgeschneiderte Prozesse verhelfen zum Erfolg

Die Nordex Group hat ihre Prozesse den spezifischen Erfordernissen dieses Projekts angepasst. So hat ein Token basiertes Genehmigungssystem sichergestellt, dass mehrere Auftragnehmer zuverlässig einer bestimmten Turbine zugewiesen werden können. Dieses Vorgehen vermied Konflikte und verbesserte die Effizienz.

Zudem wurden neue Funktionen wie z.B. ein „Technical Project Manager“ (TPM) als Schnittstelle in Engineering und andere technische Abteilungen eingesetzt. Darüber hinaus gab es Qualitäts- und Dokumentationsmanager sowie ein starkes HSE-Team vor Ort, um den hohen Anforderungen von Vattenfall gerecht zu werden. CEO José Luis Blanco: „Flexibilität gehört zu unserem Selbstverständnis. Diese Anpassung zeigt, dass wir die Anforderungen und Herausforderungen unserer Kunden verstehen, und einige der neuen Prozesse werden auch bereits bei anderen Großprojekten erfolgreich eingesetzt.“

Projektunterbrechung durch COVID-19 vorgebeugt

Auf dem Höhepunkt der Arbeiten waren 8 große Kräne und über 100 Mitarbeiter auf der Baustelle beschäftigt. Damit diese große Anzahl an Personen auch während der COVID-19-Pandemie sicher auf der Baustelle arbeiten konnte, hat die Nordex Group über ihre allgemeinen Vorkehrungen bezüglich Reisen und Hygiene hinaus eigens einen niederländischen Sanitäter eingestellt. Seine Aufgabe war es, jeden Tag vor Arbeitsbeginn die Temperatur aller Beschäftigten vor Ort zu kontrollieren und medizinische Beratung zu leisten, falls jemand Symptome zeigen sollte. Diese Maßnahme gab den Beschäftigten eine gewisse Sicherheit, sich durch die Arbeit und dem damit verbundenen Kontakt mit vielen Personen nicht einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen – mit Erfolg: Zu keinem Zeitpunkt musste die Arbeit am Projekt aufgrund der Pandemie unterbrochen werden.

Die Errichtung der Erweiterungsstufe mit 32 N117/3600 ist im vollen Gang. Nach ihrem Abschluss wird der Windpark jährlich insgesamt rund 1,3 Terawattstunden (= 1,3 Milliarden Kilowattstunden) grünen Windstrom erzeugen. Wieringermeer wird eines der ersten Projekte sein, bei dem das neue Betriebssystem Nordex OS zum Einsatz kommt. Das System kann beliebige Komponenten (z.B. zusätzliche Rotorblattsensoren) einbinden und bietet dadurch optimierte Möglichkeiten der Windparküberwachung. Seine neue Architektur erhöht die Verfügbarkeit des SCADA-Systems und ist mit künftigen Hardwaregenerationen kompatibel.

Foto: Vattenfall/Robert Assies